Staatssekretärin Anna Stolz zu Besuch an der Realschule
Am Montag, 20.03.2023, besuchte die Staatssekretärin im Bayerischen Ministerium für Unterricht und Kultus, Frau Anna Stolz, unsere Schule. Sie informierte sich darüber, wie Stefan Reil (Klasse 6 a) während seiner Leukämie-Erkrankung mit Hilfe eines Avatars am Unterricht teilnehmen konnte. Der Avatar ist quasi ein kleiner Roboter, der von der Ferne aus mit Hilfe eines Tablets gesteuert werden kann.
Frau Stolz wurde dabei von Tobias Gotthardt, dem amtierenden Vorsitzenden des Bildungsausschusses im Bayerischen Landtag, begleitet. Beide wollten den zwölfjährigen Stefan und den Avatar kennenlernen. Die Bildungspolitiker waren gekommen, um zu erfahren, welche Vorteile die Technologie bringt. Und sie wollten lernen, wie sie künftig im Freistaat bei langzeitkranken Schülerinnen und Schülern noch effektiver eingesetzt werden kann.
Aktuell ist Stefan gesund und kann seit Januar wieder in die Schule gehen. Aber während seiner Leukämie-Behandlung gab es Phasen, in denen sein Körper geschwächt und extrem anfällig für Keime war. Die Verbindung von seinem Tablet auf seine virtuelle Präsenz im Klassenzimmer „war für ihn extrem wichtig“, erläutert Stefans Mutter Petra Reil. Zum einen, weil er so dem Unterrichtsstoff folgen konnte. „Aber fast noch wichtiger war für Stefan das Soziale. Seine Freunde haben ihn zum Beispiel in den Pausen mit auf den Schulhof genommen, haben mit ihm gespielt. Das war ihm so wichtig. Er war in dieser schweren Zeit nicht allein.“
Mittlerweile fünf dieser Avatare hat der VKKK (Verein zur Förderung krebskranker und körperbehinderter Kinder Ostbayern e.V.) im Einsatz, sagt Vorsitzende Irmgard Scherübl. „Und wir bräuchten alleine für unsere krebskranken Kinder nochmal so viele.“ Rund 3.800 Euro kosten die Telepräsenz-Roboter, die die Firma „No Isolation“ aus Norwegen seit 2016 vertreibt. Der Verein übernahm die Anschaffungskosten, kommt auch für den Unterhalt – zum Beispiel Mobilfunkvertrag und Versicherung - auf. Dem VKKK sei es immer wichtig, die Familien dort zu unterstützen, wo sie Hilfe brauchen, sagt Scherübl. Die Vorteile des Avatars lägen auf der Hand. Die erkrankten Kinder erleben weiterhin ein Stück Normalität. Sie verlören auch nicht völlig den Anschluss in der Schule.
„Stefan ist ein richtig starkes Kind“, bemerkte Kultus-Staatssekretärin Anna Stolz. „Es freut mich, dass wir heute mit Avataren Kindern helfen können, Teil der Klassengemeinschaft zu bleiben, wenn ihr Gesundheitszustand einen Schulbesuch eigentlich unmöglich macht.“ Aber trotz allem gelte es, die Technik behutsam einzusetzen. „Wer krank ist, hat ein Recht auf Erholung – der Avatar macht bei so etwas wie einer Grippe keinen Sinn. Hier geht es um langwierige Fälle.“ Aber umso mehr mache das dann bei Fällen wie Stefan Sinn. „Lehrer und die Eltern haben bestätigt, dass Stefan im Rahmen seiner Möglichkeiten dem Stoff folgen konnte. Aber fast noch wichtiger war, dass er Teil der Gemeinschaft der Klasse bleiben konnte. Und auch die Klassengemeinschaft ist dadurch noch enger geworden.“
„Der Avatar wurde hier ein wichtiger und anerkannter Schulkamerad im Klassenzimmer“, ergänzte MdL Tobias Gotthardt. Er beschäftigt sich ebenfalls seit langem mit der Thematik. „Aktuell sind rund 50 Avatare in bayerischen Klassenzimmern unterwegs – und wir werden diesen Weg sicher weiter gehen.“ Grundsätzlich sei die Anschaffung der Avatare eine Sache der Sachaufwandsträger. „Wir sehen aber den Erfolg – und ich will, dass alle Zugriff auf diesen Erfolg haben. Da darf es keine Hürden sozialer oder finanzieller Art geben bei den Familien.“ Es könne auch nicht sein, dass zum Beispiel Vereine mit der Anschaffung und dem Unterhalt alleine gelassen würden. „In anderen Krankheitsfeldern gebe es mitunter keine Vereine wie den VKKK.“ Deshalb sei es für ihn der richtige Weg, dass auch der Freistaat jenseits seiner eigentlichen Zuständigkeit in angemessener Form mit in die Finanzierung dieser Avatare einsteige.
Fotos: Heiner Stöcker